Der Leuchtturm Westerheversand ist wahrscheinlich einer der bekanntesten Fotospots an der Nordseeküste. Auf meiner Fotografie Bucket List steht er ganz oben und das schon einige Monate. Vor einigen Wochen war es dann endlich so weit. Nachdem die Zahlen der Pandemie immer weiter sinken und die Aussicht auf Urlaub an der Nord- und Ostsee immer besser wurde, buchten wir über Pfingsten fünf Tage auf einem tollen Campingplatz nahe St. Peter-Ording im Ortsteil Ording, direkt hinter den Dünen. Dazu jedoch in einem separaten Beitrag mehr. Schon einige Tage bevor es für uns an die Nordsee ging, packte ich voller Vorfreude meinen Fotorucksack. Und musste feststellen, dass in meinem Equipment für mein persönliches Zielfoto welches ich schon Bildlich vor Augen hatte, eine Lücke ist.
Die Lücke im Fotorucksack
Die befand sich am oberen Ende, nein nicht am Fotorucksack, eher am oberen Ende meines Brennweitenbereichs. In der Regel Fotografiere ich meine Landschaften und Reportagen im Brennweitenbereich 16 mm – 50 mm gerechnet auf APS-C. Im Zielfoto Magazin von Stephan Wiesner und auch im YouTube Video von Ben Jaworskyj wurde jedoch empfohlen zu diesem Spot ein Teleobjektiv mitzunehmen. Da man Abhängigkeit von den Gezeiten mal besser und mal schlechter dicht an den Leuchtturm rankommt und daher mit Weitwinkligen Brennweiten den Leuchtturm Westerheversand nicht so gut in Szene setzen kann. Und ja, für Landschaftsfotografie benötigt man halt ab und an auch mal ein Teleobjektiv was über die 50 mm APS-C hinausgeht.
Da ich sowieso seit einiger Zeit mit einem Objektiv im höheren Brennweitenbereich liebäugele, kam der Urlaub somit wie gelegen und das sich seit Wochen im Amazon Warenkorb befindliche Teleobjektiv wurde endlich gekauft. In meinem Falle ist es das Fujifilm 55 – 200 mm geworden. Nach einigen Tagen war es auch schon da und ich testete es auch gleich aus und fotografierte Amelie beim Reiten.
Westerhever Leuchtturm zum Sonnenuntergang
Ich wollte den Leuchtturm Westerheversand am liebsten im Abendlicht bei untergehender Sonne fotografieren. Der Leuchtturm ist von unserem Campingplatz am Deich entlang knapp 14 km entfernt. Eine schöne abendliche Radtour zum Leuchtturm entspannt fotografieren und dann nach der blauen stunde wieder zum Wohnmobil zurück. Das war mein Plan. Alles gut und schön, wenn da nicht das Wetter wäre. Ja ich weiß, es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Auch ich bringe den Spruch des Öfteren und meine beiden Mädels mögen ihn so gar nicht 😉
Das Wetter an der Nordseeküste ist nun mal enorm schlecht vorhersehbar, was es nicht unbedingt einfacher macht. Noch dazu, wenn man plant 15 km mit dem Rad zum Fotospot zu fahren. Aber gut wer sagt auch, das die Landschaftsfotografie was für Warmduscher ist. An den ersten beiden Tagen stürmte und regnete es beinahe ununterbrochen, sodass an Sonnenuntergang und an Fotografieren gar nicht zu denken war. Aber dann war es so weit, am Pfingstsonntag war es tagsüber meist trocken und bewölkt. Dennoch war es ziemlich windig, ich hoffte das der Wind zum Abend die Wolken etwas wegschiebt und dann doch noch die Sonne ein wenig hervor blinzelt.
Der Wind der Wind das Himmlische Kind
Also Schwung ich mich nach dem Abendessen aufs Rad und fuhr immer am Deich entlang Richtung Leuchtturm Westerheversand. Meine Google Maps App zeigte mir 14 km an und das ich dafür knapp 42 Minuten benötige. Na mal sehen, ob das stimmt, dachte ich mir im Stillen. Den Leuchtturm immer wieder im Blick machte ich nach ca. 7 km eine kurze Pause um den Leuchtturm bereits von weiten mit hoher Brennweite abzulichten. Ich drehte mich um und mir pustete ein immer stärker werdender Wind ins Gesicht. Da die ganze Zeit der Wind von hinten kam, hab ich ihn kaum bemerkt und das Fahren war sehr angenehm.
Doch dann kam mir der Gedanke, das ich bei eintretender Dunkelheit 15 km dem Wind entgegenfahren muss und wenn ich Pech habe auch noch Klitsche Nass, denn aus der Richtung vom Meer war gut zu erkennen, dass eine Regenfront auf uns zukam. Vielleicht hätte ich es noch rechtzeitig bis zum Parkplatz, welcher vor dem Deich am Leuchtturm liegt geschafft, riskieren wollte ich es dennoch nicht. So entschied ich mich umzudrehen und diesen Abend als Fahrradtour abzuhaken. Immerhin hab ich was für meine Gesundheit getan 😉
Nach Sturm und Regen folgt meistens Sonnenschein
Und was soll ich sagen, es war die richtige Entscheidung, die 7 km dem Wind entgegenkamen mir vor wie 17 km und dauerten auch entsprechend lange. Knapp 500 m vor dem Campingplatz war ich etwas im Windschutz vom Deich und kam etwas besser voran, aber da kam er dann schon, der Regen. Gerade noch rechtzeitig und einigermaßen trocken kam ich am Wohnmobil an. „Was machst Du denn schon hier?“ hörte ich als Erstes. Aber meine Mädels wussten natürlich warum ich nach einer knappen Stunde, schon wieder am Wohnmobil war. Der Regen prasselte ziemlich heftig auf unser Dach und der Wind schaukelte das Wohnmobil ordentlich durch. Also gingen wir zum gemütlichen Teil des Tages über und schauten etwas Fern und spielten Gesellschaftsspiele.
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter beruhigt und St. Peter-Ording Empfang uns mit herrlichem Sonnenschein. So verbrachten wir den vorletzten Urlaubstag am Strand und im Ort. Nachdem ich immer mal wieder auf meine Wetter-App und zum Himmel geschaut hatte, sagte Melli zu mir. „Warum fahren wir nicht gemeinsam zum Leuchtturm?“. Doch jeder Foto begeisterte Familienvater kennt das sicherlich. Perspektiven suchen, den Fotospot erkunden, auf das richtige Licht warten etc. Das alles, wenn die Familie um einen herum ist, klappt in den meisten fällen nicht.
Also lehnte ich dankbar ab und freut mich dennoch über die Idee. Doch dann meinte Melli, doch wir fahren gemeinsam mit dem Wohnmobil zum Parkplatz am Leuchtturm und ich gehe mit Amelie an den Strand, du kannst entspannt fotografieren und wenn wir keine Lust mehr haben gehen wir einfach ins Wohnmobil und machen es uns dort gemütlich. Schließlich wollen wir den Leuchtturm ja auch mal aus der Nähe sehen.
Kaffee und Kuchen mit Blick auf den Leuchtturm
Man muss dazu sagen wir haben einen 6 m langen Kastenwagen mit Küche, Dusche, WC und sogar TV da ist es eigentlich egal wann man wo steht, in unserem Wohnmobil fühlen wir uns wie zu Hause und somit auch pudelwohl. Ich witterte meine Chance und stimmte zu. Am späten Nachmittag fuhren wir also zum Parkplatz vom Westerhever Leuchtturm. Der Parkplatz liegt in super Lage zum Leuchtturm direkt hinterm Deich. Knapp 5 Minuten Fußweg über den Deich vorbei an den vielen Schafen und man hat sein Fotomotiv vor Augen. Da wir somit alle Zeit der Welt hatten, tranken wir noch entspannt ein Tässchen Kaffee und aßen ein Stück Kuchen, welches wir zuvor beim Bäcker im Ort besorgt hatten. Danach machten wir uns auf den Weg. Meine Mädels gingen an den Strand und ich entlang der riesigen Salzwiesen in Richtung Leuchtturm.
Da wir Ende Mai vor Ort waren, konnte ich leider nicht am Historischen Stockenstieg entlang laufen, dies ist so weit ich weiß aufgrund der Vogelbrutzeit nur zwischen Juni und September erlaubt. Schade, aber Ok, noch ein Grund mehr, nochmal wiederzukommen. Ich konnte dennoch schöne Fotos machen und den Leuchtturm Westerheversand in einem harmonischen Licht fotografieren. Denn über dem Meer zog eine Dicke Regenfront auf aber noch schien etwas die Sonne, das machte den Himmel schön dramatisch. Ich war also in meinem Element.
Melli und Amelie waren mittlerweile vom Strand zurück und folgen mir entspannt in Richtung des Leuchtturms. Da es in der vorangegangenen Nacht stark geregnet hatte, waren noch vereinzelt Pfützen am Wegesrand zu finden, welche sich hervorragend anboten, um in die Froschperspektive zu gehen und den Leuchtturm auch aus dieser Perspektive interessant ins richtige Licht zu setzen.
Miniworkshop an der Pfütze
Doch dann kamen plötzlich zwei Jugendliche Mädels auf mich zu und meinten zueinander „guck mal ein Profi, der legt sich in den Dreck und fotografiert den Leuchtturm durch die Pfütze“. Ich musste etwas lachen und meinte dann aber zu den Mädels, nein, kein Profi- nur Hobbyfotograf. Sie hielten ihr Handy in der Hand, um ebenfalls den Leuchtturm zu fotografieren. Sie fragten mich, weshalb ich so nah an der Pfütze fotografiere. Also erklärte ich kurz, wie sie ein ähnliches Ergebnis mit ihrem Handy machen können. Nachdem ich weiter in Richtung Leuchtturm Westerheversand gegangen war, drehte ich mich nach einigen Metern nochmal um und sah wie die beiden Mädels die Pfütze tatsächlich für ihre Bildkomposition nutzten und anscheinend Happy mit den Ergebnissen waren.
Wir gingen bis direkt bis zum Leuchtturm und lasen die Infotafel, welche vor dem Eingang steht. Der Leuchtturm war jedoch geschlossen. Der Weg durch die Salzwiesen über den Historischen Stockenstieg war auch von hier aus versperrt aufgrund der Vogelbrut in den Frühlingsmonaten. So ging es für uns auf dem gleichen Weg zurück in Richtung Parkplatz, auf dem wir bereits zum Leuchtturm liefen. Doch diesmal musste es etwas schneller gehen. Es zog plötzlich starker, kühler Wind auf und die Regenfront kam immer schneller auf uns zu. Und dann passierte es doch, es fing richtig heftig an zu regnen. Dazu kam leichter Hagel und ein heftiger Wind. Ich verstaute noch schnell meine Kamera im Fotorucksack und zog den Regenschutz über den Rucksack.
Der Regentanz am Westerhever Leuchtturm
Amelie fand es trotz Kälte Mega lustig, sie führte nebenbei noch in aller Ruhe einen Tanz im Regen auf. Kinder sind so cool. Aber gut, wir waren mittlerweile so Klitsch Nass, das man sich jetzt auch nicht mehr beeilen musste, da wir noch zu weit vom Wohnmobil entfernt waren. So gingen wir entspannt mit einer Menge cooler Fotos im Gepäck zufrieden zurück zum Wohnmobil. Dort angekommen, zogen wir uns trockene Kleidung an und wärmten uns auf. Während wir Abendbrot aßen überlegte ich, ob nach dem heftigen Regenguss nochmal die Sonne rauskommt und der Sonnenuntergang vielleicht atemberaubend wird. Wir warteten noch eine ganze Weile, aber der Himmel riss nicht nochmal auf, er blieb wolkenverhangen und somit habe ich mein persönliches Zielfoto nicht bekommen.
Mein persönliches Fazit zum Leuchtturm Westerheversand:
Der Fotospot ist sehr, sehr schön. Man muss zur richtigen Zeit kommen und Glück mit dem Wetter haben. Am besten geeignet ist die Zeit zum Sonnenuntergang und zur blauen Stunde. Bei Ebbe kann man ihn auch gut vom Strand aus ablichten. Ein Teleobjektiv 70-200 mm auf Vollformat oder 70-300 mm auf APS-C sollte man dabei haben um gute Bildkompositionen hinzubekommen. Ich komme definitiv wieder zu diesem Fotospot, denn mein persönliches Zielfoto welches ich vor Augen hatte, habe ich an diesem Tag nicht mit nach Hause nehmen können.
Ein schöner Beitrag, der direkt Lust auf Urlaub macht. Leuchttürme sind einfach spannend, aber ich finde doch erstaunlich schwer in Szene zu setzen. Dafür sind tolle Bilder bei rumgekommen. 🙂 Am Blogeintrag selbst habe ich (vielleicht brauche ich eine neue Brille) kein Datum gefunden. Haltet ihr den Blog am Leben? Das wäre schön, die bisherigen Einträge lesen sich gut und machen Freude.
Liebe Grüße.
Hallo Daniel,
erst einmal Vielen lieben Dank für deinen freundlichen Beitrag in unserem Blog. Ja, das Meer und die dazugehörigen Leuchttürme hat was sehr Magisches. Du hast absolut recht, diese gut und anschaulich in Szene zu setzen ist nicht einfach. Fiel mir auch ziemlich schwer, und der Ausschuss an Bildern war hoch. Aber ok, Speicherplatz kostet heut zutage ja nicht mehr ganz so viel.
Nein die Brille benötigst Du nicht. Es ist in letzter Zeit sehr ruhig hier geworden und das obwohl so einige spannende Blog beiträge kurz vor Vollendung stehen. Grund dafür sind leider Gesundheitliche Probleme im Familiären Umfeld. Dazu kommt, dass ich die Webseite gerade umziehe und das etwas an Arbeit und Zeit kostet. Ich hoffe vor Weihnachten noch fertig zu werden damit und dann kommen auch mehr Berichte von Fotowalks und auch wieder mehr zu den Reisen die wir in 2022 gemacht haben.
Vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar
Beste Grüße Andreas
Dann wünsche ich euch gute und schnelle Besserung und freue mich darauf, mehr von euch zu lesen. An der Stelle: eine Newsletter-Funktion wäre unheimlich praktisch. 🙂
Ich wünsche euch eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.
Hallo Daniel,
Vielen lieben Dank. Ja, Newsletter-Funktion ist auch eine Sache die ich überlege einzuführen. Aber erstmal stehen neue Beiträge im Fokus.
Danke und Viele Grüße